Beim Besuch der Großeltern liegt ein Buch auf dem gedeckten Kaffeetisch. Die Mutter sieht es und ruft begeistert aus: „Das ist doch mein altes Märchenbuch, das mir Tante Karin geschenkt hatte!“. Schon wird in alten Erinnerungen geschwelgt und die Mutter erzählt ihren Sprösslingen, wie es damals war, als ihre Mutter – die Oma – ihr aus diesem Märchenbuch vorgelesen hat. Begehrliche Blicke der Kinder wandern zu diesem abgegriffenen Buch, das seine besten Jahre schon hinter sich zu haben scheint.

Nach Kuchen und Limo haben die Kinder dann die Erlaubnis, sich das Märchenbuch anzuschauen. Die Erwachsenen nutzen die Zeit für ihre Gespräche. Aber schnell verlieren die Kinder das Interesse. Das Buch riecht seltsam und die Bildgestaltung ist nicht ganz zeitgemäß.

Alt versus Neu

Das alte Märchenbuch, das so lange verschollen war und an dem so viele gute Erinnerungen hängen, sollte nun aber nicht entsorgt werden. Dass sich die Kinder mit diesem Buch nicht anfreunden können, liegt daran, dass Bücher heute einen anderen Stellenwert haben als früher und anders aufgemacht sind. Die Begeisterung der Erwachsenen für genau dieses Buch kann aber den Kindern den Wert von Überliefertem nahebringen und sie am Ende doch für diesen kleinen Schatz einnehmen.

Vergleicht man heutige mit alten Kinderbüchern, stellt man fest, dass schon der Einband viel aussagekräftiger ist, manchmal schon fast reißerisch. Alte Bücher sind meist verschnörkelt, sodass sie ein prächtiges Bild im Regal ergeben. Das ist den Kindern heutzutage zu brav und spricht sie nicht an. Auch die Buchillustrationen sagen in einem antiquarischen Buch weniger aus. Hinzu kommt oft der eigentümliche Geruch des Buches, das Gebrauchsspuren aufweist und den Muff vieler Jahrzehnte angenommen hat.

Gemeinsam erleben

Damit die Kinder Freude an diesem Märchenbuch bekommen, sollte man es in der nächsten Zeit gemeinsam mit ihnen anschauen und ihnen mehr über die eigenen Erlebnisse mit dem Buch und der Tante, die es geschenkt hat, erzählen. Man kann daraus ein kleines Ritual machen, beispielsweise indem man sich abends zusammen für eine halbe Stunde hinsetzt, aus dem Buch vorliest und Erinnerungen teilt. So wird das Buch in den Familienschatz eingehen.

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